Sarah Bentrup war mit ihrem 8-jährigen Wallach POLARTWISTER (v. EH. Oliver Twist – Michelangelo, Züchterin: ZG Sahm/Lütteken, Gut Hasselrath) erstmalig beim TSF-Dressurchampionat beim Hengstmarkt in Neumünster am Start. Im folgenden Interview erzählt die Berufsreiterin, wie sie zu Polartwister gekommen ist und was sie am Trakehner Pferd besonders schätzt.

Natascha Fabian: Auf welchem Weg bist Du mit POLARTWISTER zusammengekommen?
Sarah Bentrup: Das ist eine ganz spannende Geschichte. Tatsächlich sind wir durch die Trakehner Rasse an Polartwister gekommen. Wir hatten von der Wintermühle, das ist ein Handelsstall in der Nähe von Frankfurt, damals unseren IRISH COFFEE als Lehrpferd für mich erworben. Ich hatte vorher noch keine Erfahrungen im S-Bereich und mit ihm bin ich dann meine ersten S-Dressuren erfolgreich geritten. Eines Tages rief Herr Winter an und sagte, dass er noch einen jüngeren Trakehner hätte, das war POLARTWISTER. Dann habe ich ihn dort ausprobiert und nach 15 Minuten wusste ich schon, dass ich genauso einen wie ihn als Nachwuchspferd haben möchte. So kamen wir am gleichen Tag noch zu der Entscheidung ihn zu kaufen.

Du hast also auch vorher schon immer Trakehner geritten?
Nein, das kam tatsächlich durch den Irish Coffee. Das war eher ein Zufall damals. Die Rasse war für mich zunächst eher zweitrangig. Wir hatten nicht unbedingt nach der Rasse gesucht, aber durch Irish Coffee und die Gemeinschaft im Trakehner Verband sind wir dann doch den Trakehner Pferd treu geblieben.

Auf welchem Ausbildungsstand war Polartwister als ihr ihn gekauft habt?
Er war auf Dressurpferde-A-Niveau platziert und siegreich. Ich selbst habe nicht so viel Spaß an Dressurpferde-Prüfungen der Klasse L. Wir haben ihn deshalb erstmal nicht weiter vorgestellt. Am Nikolaustag hatten wir ihn von der Wintermühle abgeholt, da war er fünf. Im Juni des folgenden Jahres bin ich dann meine erste Dressurpferde-M mit ihm gegangen, die wir dann auch gleich gewonnen haben. Noch ein Jahr später lief er siebenjährig schon seine erste S-Dressur.

Das ist ja wirklich ein erfolgreicher Ausbildungsweg. Wie würdest Du seinen Charakter beschreiben?
Polartwister lässt sich nur selten aus der Ruhe bringen, so ist er zum Beispiel auch bei Siegerehrungen stets bei mir. Im Umgang, also im Verhalten in der Box, beim Verladen, Schmied oder Putzen ist er eher ein gemütlicher Typ. Beim Reiten ist er mit weiterführender Ausbildung im Verlauf der letzten Monate immer motivierter und dynamischer geworden. Es dauert vielleicht noch ein wenig bis er die letzte Kraft für die versammelten Lektionen, vor allem im Galopp entwickelt hat, aber er ist auf einem guten Weg.

Mit wem trainierst Du? Kommst Du auch zu unserem Mittwochs-Training im Bezirk?
Das haben wir ursprünglich mal gemacht. Aber das ist unter der Woche für uns schwierig zu bewerkstelligen, weil die Anreise doch enorm weit ist. Wir wohnen ja quasi an der komplett anderen Grenze des Zuchtbezirks, Richtung holländische Grenze. Ich trainiere viel mit meinem Lebensgefährten Jürgen Wierlemann. Er hat selber auch das Goldene Reitabzeichen und ist in seiner aktiven Zeit sehr erfolgreich geritten. Zusätzlich noch mit Jonny Hilberath bei den TSF-Lehrgängen. Da waren wir jetzt dabei und sind auch weiterhin dabei.

Wie ist das so, wenn mal beim Bundestrainer trainieren kann? Ist man da besonders aufgeregt?
Ja, das auf jeden Fall. Wir sind da schon sehr motiviert. Klar, das ist man in gewisser Weise etwas unter Druck, weil man es gerade dort sehr gut machen will. Auf der anderen Seite ist es eine sehr gute Chance und Möglichkeit. Wir werden durch Frau Oberdieck und Herrn Mehrtens vor Ort auch sehr gut unterstützt. Das ist eine sehr schöne Gemeinschaft untereinander und die Impulse sind natürlich grandios. Das man das so mitnehmen kann und auch die persönliche Weiterentwicklung über die Lehrgangstage ist wirklich ein sehr schönes Erlebnis. Ich persönlich finde es auch sehr gut, dass immer der gleiche Trainer gewählt wird, weil man dann auch zusammenwachsen kann. Wenn immer wieder jemand neues käme, wäre es quasi immer nur eine Einheit von ein paar Tagen.

Hast Du neben Polartwister noch ein weiteres Nachwuchspferd?
Nein, habe ich nicht. Polartwister ist der einzige Trakehner aktuell. Wir selber haben einen Stall bzw. eine Stallgasse mit neun Boxen gepachtet. Ich habe weitere Nachwuchspferde mit denen ich jetzt im M-Bereich wieder aufrücke, aber die haben keinen Trakehner-Brand.

Wäre es für Dich reizvoll, wieder ein Trakehner-Nachwuchspferd zu haben?
Ja, auf jeden Fall. Wenn alles stimmt. Man hat ja mittlerweile auch einen relativ hohen Anspruch an die Grundqualität eines Pferdes. Aber wenn uns etwas Passendes über den Weg läuft, können wir uns vorstellen, wieder ein Nachwuchspferd mit Trakehner-Brand zu erwerben.

Warst Du das erste Mal beim TSF-Dressurchampionat dabei?
Ja, letztes Jahr stand das auf der Kippe, da waren wir erste Reserve. Ich selber hätte das aber auch noch für zu früh empfunden. Polartwister war da ja erst siebenjährig und das weitere Jahr konnten wir gut nutzen, um uns weiterzuentwickeln. Jetzt achtjährig denke ich ist es an der Zeit, dass man ihm bei diesem Championat auch zeigen kann. Man möchte das ja auch gut machen. Natürlich hätte ich auch gern noch die Kür geritten. (Anm. der Redaktion: Sarah und Polartwister fehlten nur 9 Pünktchen zum 3. Platz) Es ist ein bisschen schade, dass wir jetzt so knapp dran vorbeigeschrammt sind. Aber natürlich ist ein schönes Erlebnis, hier dabei zu sein.

Wie fühlt sich das an mal so in die ehrwürdigen Holstenhallen einzureiten?
Das ist schon ein wirkliches tolles Flair. Ich muss auch sagen, wir sind ja gestern hier schon mal geritten, da war aber das Licht noch an. Heute war es völlig ohne Tageslicht von oben. Das ist noch mal ein ganz anderes Feeling wenn man dann bei künstlicher Beleuchtung. Und die Zuschauer noch dazu, ist nochmal etwas ganz anderes.

Ich finde das immer sehr eindrucksvoll, dass die Reiter so dicht am Publikum reiten. Wenn man als Zuschauer den Arm ausstreckt, kann man fast dem Pferd die Kruppe tätscheln. Da müssen Pferde schon sehr wesensfest sein, denke ich. Das hat Polartwister ja auch heute wunderbar gezeigt. Ich fand das war eine sehr schöne Runde, auch forsch und mutig geritten. Und die paar Pünktchen, die jetzt vielleicht gefehlt haben, sammelt ihr bestimmt im nächsten Jahr ein. Hast Du noch eine Botschaft für unsere Züchter und die Trakehner-Familie?

Ich möchte nochmal sagen, dass ich das Prinzip vom Trakehner Förderverein sehr toll finde. Insbesondere dass wir unmittelbar davor nochmal den Lehrgang bei Jonny hatten. Dann war nochmal eineinhalb Wochen Zeit zum Üben. Insgesamt ist das wirkliche eine gute Möglichkeit, sich optimal auf das Championat vorzubereiten.

Liebe Sarah, herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke in Deine Partnerschaft mit Polartwister. Wir wünschen Euch alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!

Nachtrag:
Und tatsächlich hat Sarah bei der Auktion der nicht gekörten Hengste am Samstag ihr neues Nachwuchspferd gefunden! HAGEN VON TRONJE (v. Freiherr von Stein – Kentucky) hat zusammen mit Polartwister die Heimreise angetreten! Wir freuen uns sehr und sind gespannt, bald wieder von den Dreien zu hören!